Im Mai 2022 war es endlich wieder möglich, die neuesten Entwicklungen an der Schnittstelle zwischen Mobilität und IT wieder live zu erleben. Die erste IT-Trans Messe nach zwei Jahren Pandemie fand in Karlsruhe statt.
Im Fachlich legte die Messe, wie auch in den letzten Jahren, den Fokus auf IT-Systeme für den Öffentlichen Verkehr. Stellenweise bestätigte sich der Eindruck, den wir bereits auf dem ITS wahrnehmen durften: Die bestimmenden Themen sind die weitere Digitalisierung der Branche, die Vereinheitlichung von technischen Schnittstellen (MQTT, IBIS-IP, etc.) und die zunehmende Verlagerung von Anwendungen und Dienstleistungen in die Cloud.
Die Verschneidung und Analyse von historischen und Echtzeit-Daten ist ebenfalls ein Betätigungsfeld der ausstellenden Unternehmen und Dienstleister. Dazu werden beispielsweise Sensordaten von Fahrgastzählsystemen für eine Belegungsprognose in Zügen aufbereitet und diese in Echtzeit an die Fahrgäste kommuniziert. Intelligente, sprich KI-gestützte Sensoren sind zudem in der Lage, die Fahrgäste in Erwachsene und Kinder zu differenzieren und Objekte wie beispielsweise Fahrräder als solche zu erfassen.
Für den Kundenservice interessant sind Systeme, die das historische Betriebsgeschehen aufzeichnen und mittels übersichtlichen Dashboards für jeden beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit darstellen können. Der Vorteil solcher Systeme liegt darin, nicht nur bestimmte Anfragen von Kundinnen und Kunden in Zusammenhang bestimmter Ereignisse (zu früh gefahren, Fahrtausfall, Routenänderung, etc.) schnell und konsistent beauskunften zu können, sondern auch Verspätungsschwerpunkte im Netz erkennen und analysieren zu können – durch eine intuitive und übersichtliche Darstellung der bereits vorhandenen Daten.
Eine weitere Schlagrichtung ist die Komplexitätsreduktion bzw. die bessere Planbarkeit operativer Prozesse bei gleichzeitiger Optimierung des Ressourceneinsatzes. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass eine Optimierung des Fahrplans automatisch bis in die Fahrzeug- und Personaldisposition nachgezogen wird, weil die verschiedenen Module eines Systems miteinander kommunizieren und der Planungsprozess im System hinterlegt ist. Sollte beispielsweise die Optimierung des Fahrplans im Hinblick auf seine Fahrplanstabilität einen Fahrzeugmehrbedarf erfordern, kann dies in den angeschlossenen Modulen direkt verarbeitet werden, inklusive eines automatisch angepassten Personaleinsatzplanes.
Neben der Vorstellung diverser Systeme und Lösungen beschäftigt sich die Messe im Rahmen des Formates „Smart Mobility Karlsruhe“ auch mit gesellschaftlichen und städtebaulichen Aspekten. So stellte das Stadtplanungsamt der Messestadt Karlsruhe das IQ-Leitprojekt „Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt“ vor – eingebettet in das Ziel der Stadt, bis 2050 klimaneutral sein zu wollen. Kernthesen dieses Konzeptes beinhalten die Gestaltung von Mobilität für Menschen statt für Fahrzeuge als Ausgangspunkt, die Einbeziehung aller Nutzendengruppen, die Rolle einer strategisch motivierten Mobilität als Treiber der Stadterneuerung und damit die Verbindung von Stadtraum und Mobilität.
Insgesamt war die Messe ein willkommener Anlass, die Menschen, die wir in den letzten Monaten nur per Video erleben durften, endlich wieder „live“ und im lebendigen Dialog erleben zu dürfen!
16. Mai 2022