von Jens Schleifenbaum
„Meine letzte Uni-Vorlesung ist nun über drei Jahre her. Seit dem Verlassen des Hörsaals weiß ich nun alles, was ich für meinen Job als Berater bei mobilité benötige! Oder?
Jetzt mal ehrlich, natürlich nicht. Es gibt noch so viel, das ich nicht weiß oder wo ich bislang nur an der Oberfläche kratze. Wie meine Kolleg*innen – denen geht es nämlich teilweise genau so wie mir – und ich Licht ins persönliche Dunkel bekommen, thematisiert dieser Artikel.“
In einem Unternehmen schlummert eine riesige Menge an Wissen, in der Regel verteilt auf viele einzelne Personen. Die Bandbreite ist dabei extrem groß; neben Spezialwissen zu Branchenthemen können es genauso ein simpler Life-Hack für den Arbeitsalltag oder spannende Erkenntnisse aus einer externen Weiterbildung sein. Unser Ziel ist es, diesen Schatz an Wissen für alle Interessierte leichter zugänglich zu machen. Dabei spielen Alter oder Hierarchie bei uns keine Rolle, denn alle können gleichermaßen voneinander lernen. Und was haben wir davon? Wir können uns in den eigenen Schwerpunkt-Themen weiterbilden, über den Tellerrand hinaus lernen, von Expertisen unserer Kolleg*innen erfahren, enger mit dem Team zusammenwachsen und hierarchisches Denken ablegen.
Um von den oben genannten Vorteilen zu profitieren, haben wir in den letzten Jahren verschiedene Formate entwickelt, die nun näher vorgestellt werden:
Angelehnt an die Struktur einer klassischen Hochschule ist ein Jahr in unserer internen Akademie in zwei Semester unterteilt (siehe Bild). Im ersten Schritt des Semesters werden potenzielle „Vorlesungsinhalte“ gesammelt. Das funktioniert genau wie ein Schwarzes Brett: „Ich suche Expert*in zum Thema XY“ bzw. „Ich biete Vertiefung in Thema YZ an“. Haben wir ein Match, nehmen die Personen(gruppen) Kontakt miteinander auf und es kann im zweiten Schritt, also in der Vorlesungszeit, mit der Wissensvermittlung losgehen. Das Format ist hierbei vollkommen frei: Workshops, Exkursion, Vorträge, Videos… alles ist erlaubt. Wie vielfältig unsere Akademie ist, zeigen ein paar Beispiele vergangener Schulungsinhalte: Grundlagen ÖV-Finanzierung, SCRUM & agile Methoden, Controlling-Basics, MS Power BI, Pyramidales Präsentieren. Leitmaxime ist hier: Wissensvermittlung ist keine Einbahnstraße; auch durch aktives Teilnehmen tragen wir mit unserer Perspektive zum Erkenntnisgewinn bei.
Für das Beratungsteam ist das analytische Denken und das schnelle Identifizieren von möglichen Lösungswegen eine zentrale Kernkompetenz im Arbeitsalltag. Außerdem hilft ein umfangreiches Erfahrungswissen dabei, neue Herausforderungen einordnen zu können. Eine Fähigkeit, die sich mit jahrelanger Arbeitserfahrung entwickelt – oder die man aktiv schulen kann. Hierzu hat ein Teammitglied das Challenge-Format entwickelt.
Dabei fordern die „Erfahrenen“ die jüngeren Berater*innen in regelmäßigen Abständen heraus, komplexere Fragestellungen entweder im Verlaufe einer Woche oder innerhalb weniger Stunden in Kleingruppen beantworten. Dabei kann es um die Ermittlung einer einzelnen Kennzahl oder das Entwickeln eines Ideal-Prozesses gehen. Aufgabe ist es, eigenständig – also ohne Hilfe von Google, KI und Co. – Lösungswege zu erarbeiten. Auch wenn ein gutes Endergebnis natürlich gerne gesehen wird, ist schlussendlich vor allem der Weg das Ziel. Und auf diesem Weg haben wir schon viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen.
Während die anderen beiden Formate zur Wissensvermittlung konkrete Zielgruppen ansprechen, adressiert das TeamForum in der Regel alle Mitarbeiter*innen. Es findet monatlich statt und thematisiert eher allgemein relevante Inhalte wie Updates aus der Geschäftsleitung oder Best-Practices. Grundsätzlich ist aber alles erlaubt, sodass es auch schon eine PowerPoint-Karaoke und ein Deep-Dive in Dos and Don’ts bei der Bahnreise auf die Agenda geschafft haben. Aus letzterem nehme ich mit: Gute Vorbereitung ist die halbe Miete für Pünktlichkeit und bloß die Finger weg von Wagen 8…
In allen Formaten erfolgt die Dokumentation der Inhalte entweder als Video-Aufzeichnung oder durch das Bereitstellen von Notizen, Präsentationsunterlagen etc. im Nachgang einer Veranstaltung. Dies ist essenziell, um das Wissen nachhaltig im Unternehmen verankern zu können. Dafür verwenden wir die Plattform Confluence als unser Intranet, in dem wir neben Branchenwissen auch diverse Informationen zu internen Vorgängen hinterlegen.
Unsere Erfahrung zeigt, dass vor allem Interesse an Grundlagen – also den Einblicken in noch unbekannte Themen – besteht. Oftmals mit dem Hintergedanken, das Erlernte perspektivisch im Arbeitsalltag anwenden zu können. Manchmal ist es aber auch einfach Neugier. Das tiefe Einsteigen in bereits bekannte Themen findet hingegen weniger statt. Das mag auch an der deutlich geringeren Effizienz (viel Zeitaufwand, wenige Partizipierende) liegen. In diesen Fällen eignet sich in der Regel ein professionelles, externes Coaching, welches mehr Möglichkeiten für das bedarfsorientierte Lernen bietet.
Auch wenn unserer Formate gut und gerne genutzt werden, gibt es natürlich ab und an auch mal Leerlauf; dann gibt es viele Interessierte, nur die passende Expertin findet sich nicht. Das ist aber auch in Ordnung, denn schließlich wollen wir kein Gefühl von Zwang erzeugen. Viel wichtiger ist, dass sich eine Kultur des gemeinsamen Lernens entwickelt, in der das Partizipieren nicht verpflichtend ist, sondern intrinsisch gelebt wird. Dafür ist die Vielfältigkeit der Formate sehr hilfreich, denn Menschen lernen auf verschiedenen Wegen gerne und gut und können so den für sie oder ihn passenden Weg wählen.
„Nach zwei Jahren ERC-Academy und Co. habe ich nun aber wirklich ausgelernt, oder? Wer diesen Anspruch weiterhin erhebt, dem sei gesagt: Lernen hört nie auf! Es ist ein kontinuierlicher Prozess, ein alltäglicher Begleiter; in unserem Unternehmen auch in Form der drei vorgestellten Formate. Wir freuen uns darauf, unsere Formate weiterzuentwickeln und sind gespannt, was wir dabei noch alles lernen dürfen. Fest steht, dass wir alle schon ein wenig schlauer geworden sind!“
20. Mai 2025